Wie alles begann, wir stellen uns vor!

Die Schwestern der Perpetuellen Indulgenz (S.P.I./O.P.I.) sind wohl die schrillsten Ordensschwestern, die jemals auf diesem Erdenrund ihren Dienst an der Menschheit taten. Sie sind zu erkennen am weiß geschminkten Gesicht,welches durch bunte Farben kreativ ergänzt wird, dem weißen, mit vielen Buttons behefteten Kragen und dem Schleier. Der Rest des Habits ist Kür.Es kann eine schlichte schwarze Kutte sein, aber je nach Anlaß auch mal etwas aus Leder oder ein durchsichtiges Negligé. Als Aufgabe haben es sich die Schwestern gesetzt, Kondome zu verschenken, über HIV und andere Geschlechtskrankheiten aufzuklären, sowie Ablass und Freude zu verbreiten. Dieses tun sie vor allem in schwullesbischen Diskos und Kneipen. Keine Veranstaltung ist wirklich sicher vor den Nonnen. In Deutschland existiert der Orden seit 1991. Das Mutterhaus sitzt in Berlin, in Hamburg und Köln gibt es weitere Häuser. Gegründet wurden die Schwestern 1979 aus einer Schnapsidee heraus in San Francisco. Sie entwickelten sich bald zu einem wichtigen Spendensammler für soziale Anliegen in der Community. Mit dem Aufkommen von AIDS wurde die Beschäftigung mit dieser Krankheit ein Schwerpunkt der Schwesternarbeit.

PlayFair

So brachten sie 1982 mit "Play Fair!" die erste Safer-Sex-Broschüre heraus, die eine sexuell-positive Sprache verwendet und predigten mit ihrem Motto "Schluß mit der Schuld!" gegen die Selbstvorwürfe von HIV-Infizierten und AIDS-Kranken und deren Ausgrenzung durch die (auch schwullesbische) Gesellschaft. In den nächsten Jahren griff nicht nur der HIV-Virus weiter um sich, sondern auch der Schwestern-Virus, der sich in vielen Neugründungen von Konventen weltweit äußerte. Inzwischen existiert der Orden außer in den USA in Australien, England, Deutschland, Frankreich, Wales, Venezuela, Thailand, Schottland, GUS und Neuseeland. Auch gibt es heute außer Schwestern und Brüdern noch Gardisten und Engel.

Man ist inzwischen von der Vorstellung abgewichen, daß die Mitglieder von S.P.I. ausschließlich schwule Nonnen sind. Unter den Ordensleuten gibt es vielerlei Sexualitäten, weswegen sich zumindest die deutschen Schwestern als Transgenderorden bezeichnen. Aus diesem Ansatz heraus wurde beschlossen, auch Brüder zu weihen. Menschen, die nicht ein Schwestern- oder Bruderhabit tragen möchten, haben die Möglichkeit, sich als Gardist oder Engel bei S.P.I. zu betätigen. Diese unterstützen die Schwestern und Brüder, indem sie Kondomschalen tragen, Türen aufhalten, etc.. Ihr Status im Orden ist allerdings nicht geringer als der einer Schwester oder eines Bruders. Außenstehende fragen oft, warum sich die Schwestern als Nonnen verkleiden. Die Antwort ist einfach: Sie verkleiden sich nicht als Nonnen, sie sind Nonnen. Sie kümmern sich um ihre Herde, sammeln Geld für mildtätige Zwecke - kurz und gut, sie machen genau das, was katholische Ordensschwestern auch tun. Und obwohl es manchmal aussieht, als wäre es nur Spaß, nehmen die Schwestern ihre Mission doch sehr ernst. Trotzdem sind sie kein religiöser Orden, obwohl es natürlich auch Schwestern gibt, die Christen, Buddhisten, etc. sind. Sie sehen sich vielmehr als spirituell - in der ganzen Bedeutungsbreite, in der dieser Begriff verstanden werden kann.